Wir aber rühmen uns in Christus, dem Gekreuzigten!

Gedanken zur Diskussion um das Kreuz im öffentlichen Raum
Schon der heilige Apostel Paulus wusste, dass das, was er predigte, nämlich die Botschaft vom Kreuz Christi, rein weltlich gedacht für die Heiden eine Torheit, für die Juden sogar ein Ärgernis war (vgl. 1Kor.1,23). Ähnlich ist es auch heute. Viele Menschen in unseren ehemals christlichen Ländern des Abendlandes wollen vom Kreuz nichts mehr wissen und würden es auch gern aus allen öffentlichen Räumen verbannen.
Auf der anderen Seite gibt es aber auch immer mehr Menschen, die, durch das auffallende Schwinden christlicher Kirchen und Symbole und das zunehmende Auftreten aggressiver anderer Religionen aufgeschreckt, Furcht bekommen und sich allmählich an die christlichen Werte erinnern, welche über Jahrhunderte und Jahrtausende Europa und seine Menschen geprägt und vollendet haben und die immer noch Basis und Wurzel eines Großteils des kulturellen, sozialen, wissenschaftlichen und menschlichen Reichtums des Abendlandes darstellen. Durch die Entchristlichung unserer europäischen Gesellschaft und durch das gleichzeitige Eindringen anderer Religions- und Wertvorstellungen, wird manchem die Bedeutung des christlichen Glaubens erst wieder deutlich.
So ist es inzwischen auch im politischen Bereich wieder zu Versuchen gekommen, dem Kreuz als Zeichen der christlichen Kultur wieder mehr Raum zu verschaffen.
Oft wird dagegen argumentiert, man könne oder dürfe nicht Kreuze im öffentlichen Raum dulden, weil dies einer Bevorzugung des Christentums vor andern Religionen gleichkäme und der Neutralität des Staates schade.
Diese Einwände können nicht bestehen, wenn man sich daran erinnert, dass das Kreuz nicht einfach nur ein austauschbares "religiöses Symbol" oder gar ein politisches Instrument wie viele andere auch ist, die heute so und morgen anders sein können, auch nicht nur ein Zeichen irgend einer "Kultur". Das Kreuz Jesu ist und bleibt wesentlich immer ein Zeichen eines Sieges über vielfältige Formen von menschlichem Fehlverhalten oder auch von Bosheit. Es erinnert an einen Sieg der Liebe, die trotz allen gegenteiligen Scheins, den Hass überwindet. Das Kreuz Jesu ist damit natürlich immer eine Herausforderung, aber auch eine wichtige geistige Stütze und ein Mahnmal für alle, sich an Unrecht, Selbstgerechtigkeit, Lieblosigkeit, Grausamkeit, Lügen usw. nicht mitschuldig zu machen, sondern sich für das Recht und die Wahrheit sowie für die zu Unrecht Verfolgten, Leidenden, scheinbar Schwachen einzusetzen.
Insofern ist das Kreuz freilich immer auch ein übernatürliches Zeichen des Segens und der Gnade Gottes für die Menschen in der Gefangenschaft der Sünde. Besonders für jeden gläubigen Christen ist und bleibt es das unverwechselbare Erinnerungszeichen an Christi Tod und Auferstehung und damit natürlich von unermesslicher Aussagekraft und Bedeutung.
Weil Christus aber mehr als nur ein menschlicher Weisheitslehrer war, so ist auch Sein Kreuz mehr als nur kulturelles Zeichen irgendeiner menschlichen Gesellschaft oder bestimmter Völker, denn es ermahnt nicht nur die Gläubigen, sondern auch jeden anderen Menschen derart fundamental an die menschliche und gesellschaftliche Bedeutung von Liebe, Recht, Gerechtigkeit, Hingabe, Mitgefühl, Rücksichtnahme, Erbarmen usw., dass es für jede Gesellschaft, aber auch jeden Menschen, selbst wenn er den christlichen Glauben nicht kennt, ein Verlust und ein großer Schaden wäre, wollte man dieses Zeichen aus der Öffentlichkeit oder aus dem Bewusstsein der Menschen tilgen. Natürlich müsste die Botschaft vom Kreuz von den Christen auch deutlich verkündet werden, damit die Menschen das heilswirkende Tun Christi verstehen und sich damit durch dieses Verstehen die Betrachtung des Kreuzzeichens auch die heilsame Kraft entfalten kann. Manche behaupten, durch das Kreuz in Unruhe versetzt zu werden, doch wenn man es recht bedenkt, kann vom Kreuz nur eine heilvolle, heilige und heilsame „Unruhe“ ausgehen.
Jedes einfache und noch so schlichte Kreuz erinnert daran, wie die Menschheit ohne wahre Liebe verarmen und verrohen müsste. In dieser Funktion ist es ein Mahnzeichen für alle Menschen guten Willens.
Natürlich kann auch das Kreuz missbraucht werden. Auch unter dem Zeichen des Kreuzes können Untaten begangen werden. Der Blick auf den Gekreuzigten widerlegt aber gerade auch diejenigen, welche das Kreuz für Ziele des Egoismus, der Lieblosigkeit oder der Bosheit missbrauchen!
Jedes Kreuz hat eine waagrechte und eine senkrechte Dimension. Es kann nämlich jedem menschlichen Leben natürliche und übernatürliche Werte vermitteln, wobei die natürlichen erst in der übernatürlichen Verankerung ihre letzte Kraft und Begründung finden.
Es ist somit sicher wesentlich ein übernatürliches Symbol, aber es weist auch eindeutig und eindringlich auf die grundlegenden Werte der Liebe und der wahren Gerechtigkeit hin, die sich jeder Art von Unrecht widersetzt und so auch im natürlichen Bereich für das Gemeinwohl und für jede politische Gemeinschaft grundlegend und bestimmend ist.
Das Kreuz ist also nicht nur denen, die an Christus glauben, ein Zeichen des Heils, des Segens und der Hoffnung im transzendenten Sinn, sondern das Kreuz ist ein wichtiges Erinnerungszeichen für alle Menschen, das gerade in einer Zeit des allgegenwärtigen Terrors zur Liebe und gegen den Hass aufruft!
Diese Grundwerte sind nicht nur für das Abendland, sondern für die ganze Menschheit von grundlegender Bedeutung! Sie sind gerade heute in großer Gefahr und müssen verteidigt, aber auch wieder neu in Erinnerung gerufen werden!
Auch wir sollten uns in unserem eigenen Leben durch die Verehrung unseres gekreuzigten und zu neuem Leben auferstandenen Heilandes immer wieder herausfordern und zur Nachfolge in Seiner Liebe rufen lassen! So wird das Kreuz ein Zeichen des Segens und des Heiles, für jeden einzelnen, aber auch für die ganze Menschheit!


Thomas Ehrenberger

 

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